Anton Mirko Koktanek: Oswald Spengler. Leben und Werk
Eine Biographie
Eine Biographie
Oswald Spengler (geb. 29.5.1880, gest. 8.5.1936) war einer der wirkungsvollsten und zugleich umstrittensten Denker des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“, dessen erster Band im Frühjahr 1918 erschien, beanspruchte Spengler, eine kopernikanische Wende in der Geschichtsphilosophie einzuleiten. Seine Kernthese lautete, daß die Weltgeschichte die Abfolge von verschiedenen Kulturen darstelle, die von Gesetzmäßigkeiten determiniert sei: „Jede Kultur durchläuft die Altersstufen des einzelnen Menschen. Jede hat ihre Kindheit, ihre Jugend, ihre Männlichkeit und ihr Greisentum.“ In „Zivilisationen“ sah Spengler die Spätzeiten der einzelnen Kulturen, deren Erlöschen und Untergang wie bei alternden Organismen bevorstehe. Dem gegen Ende des Ersten Weltkrieges ins Zerfallsstadium eintretenden Abendland prophezeite er ein bevorstehendes Zeitalter der Diktaturen und des Imperialismus.
Anton
Mirko Koktanek, Philosoph und Nachlaßverwalter Oswald Spenglers, konnte
für seine große Spengler-Biographie zahlreiche unveröffentlichte
Zeugnisse verwenden, darunter auch dichterische Entwürfe Spenglers,
Tagebuchnotizen seiner Schwester und nicht zuletzt seine
Selbstbetrachtungen, die er als Gedächtnisstützen für die von ihm
geplante, jedoch nicht geschriebene Autobiographie verfaßte. So entstand
eine außerordentlich kenntnisreiche Lebens- und Werkbeschreibung des
Geschichtsphilosophen Spengler, die zugleich einen Schlüssel zum
Verständnis der Krisen, Kriege und Revolutionen und der Tragödie der
deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert bietet.
Abbildungsnachweis / Abkürzungen
Einleitung
I. HERKUNFT UND JUGEND
1. Ursprung und Urangst
Autobiographische Tendenz Spenglers – Die Familie des Vaters – Die Familie der Mutter – Adele und Pauline Grantzow – Die Ehe der Eltern Spenglers – Oswald und seine Geschwister – Urerlebnis Flamme – Schulzeit in Blankenburg und Soest – Urangst und Icherlebnis
2. Misere und Machtträume
Übersiedelung nach Halle – Charakterisierung der Latina – Schulfächer – Spannungen zum Vater – Weltfremdheit der Mutter – Einbildungskraft und Lüge – Märchen und Magie – Seeland – Afrikasien – Großdeutschland – Zeitkolorit: Imperialismus und Wille zur Macht
3. Die Welt als Natur und Gedicht
Unfähigkeit zu religiösem Glauben – Poetische Aussage und Pubertätsschüchternheit – Dramenentwürfe: Cäsar, Malstrom – Pessimismus – Montezuma – Besuch in Kassel – Rembrandt – Universitätsbibliothek – Renan, Haeckel, Nietzsche, Wagner, Ibsen – Abitur – Studium in Halle – Der Tod des Vaters
4. Lehrjahre: München – Berlin – Halle
Absonderlichkeiten der Mutter – Übersiedelung nach Blankenburg – Erstmals in München 1900 – Atmosphäre der Stadt – Studium – Darwinismus und Sozialismus – Italienreise – Berlin 1902 – Staatsexamen und Promotion in Halle
5. Heraklit.
Biographischer Wert der Dissertation – Charakterisierung Heraklits – Heraklit als Ausdruck einer Kultur – Der Kosmos als Energieprozeß – System des Relativismus – Welt als agonale Harmonie – Logos als Dichtung: Tragödie des Kosmos
II. AUF DEM WEGE ZUM HAUPTWERK
1. Wanderjahre: Saarbrücken – Düsseldorf – Hamburg
Versagen in Lüneburg – Streit in der Familie – Saarbrücken – Schüchternheit und Bindungsscheu – Reise nach Paris – Wertung des Barock – Gotik – Probejahr in Düsseldorf – Italienreise – Hamburg 1907/08 – Unzufriedenheit im Lehrberuf – Dichterische Entwürfe -Spenglers Schwester Adele
2. Die Familie bis zum Tod der Mutter
Hilde Spengler und Fritz Kornhardt – Adeles Scheitern – Tod der Mutter – Hilde Kornhardts Tochter – Erbstreitigkeiten – Spengler verläßt den Schuldienst
3. Als Schriftsteller in München
Enttäuschende Rückkehr – Gegen den Jugendstil – Zeitblindheit – Der Münchner Roman – Die Novellen des Kastellans – Herostrat – Impotenz des Dichters oder Klimakterium der Kultur?
4. Agadir und Spenglers Folgerungen
Der Panthersprung nach Agadir 1911 – Kairos des Hauptwerkes – Vierzig Jahre Deutsches Reich – Bismarcks Interessenpolitik – Das persönliche Regiment Wilhelms II. – Tirpitz – Der Boxeraufstand – Die Entente und Deutschlands Isolierung – Die Marokkokrisen – Italiens tripolitanische Abenteuer und die Balkankrise – Spengler bejaht die Wilhelminische Politik – Der Untergang der Antike als Deklinationsbeispiel – Imperium Romanum und Imperium Germanicum
5. Der Untergang des Abendlandes
Selbstbefreiung und Selbstaussage – Zur Entstehungsgeschichte – Depression und Selbstbewußtsein – Braumüller – Zielsetzung, Methode und Grundbegriffe – Was sind Kulturen? – Analogie und Gleichsetzung – Ende der Europazentrik – Diskontinuität der Kulturen – Ursymbole – Pseudomorphose – Kultur und Zivilisation – Parlamentarismus und Presse – Cäsarismus und Pazifismus – Die faustische Zivilisation – Die russische Pseudomorphose – Imperialismus, Technokratie, Sozialismus
III. IMPERIUM GERMANICUM – FINIS GERMANIAE?
1. Spengler und die Ideen von 1914
Der Krieg als Weg zum Imperium Germanicum – Stimmung der ersten Tage – Krieg und Volkwerdung – Reichsfremdheit der Arbeiter und eines Teiles der Intelligentia – Vorübergehende Integration – Ungeist der (Zwischenzeit) – Die Ideen von 1914 – Deutscher Sozialismus – Spenglers Siegesträume – Versöhnung von Konservatismus und Sozialismus – Parlament und Autorität – Züchtung der Elite
2. Die grauen Jahre
Schwabing – Wie Spengler haust, west und schreibt – Notiz und Aphorismus – Freunde – Intermezzo Adele – Kriegsbedingte Einschränkungen – Steckrübenwinter 1916 – Politische Fehlurteile – Das Gespenst der Einberufung – Hildes Aufzeichnungen – Adeles Selbstmord – Fritz Kornhardt fällt
3. Deutschlands Niederlage
Säkularwende 1917 – Kriegseintritt der Vereinigten Staaten; Russische Revolutionen – Spenglers unveränderte Siegeszuversicht – Über politische Publizistik – Brest Litowsk und Bukarest – Der Untergang des Abendlandes soll zum Sieg erscheinen – Der deutsche Zusammenbruch trifft Spengler überraschend – Wir brauchen eine Züchtigung – Der Erfolg des Buches: ein vulgäres Mißverständnis
4. Preußentum und Sozialismus
Der Weg in die Politik – Typenvergleich Spengler und Hitler – Deutschland zwischen bürgerlichem Kapitalismus und Bolschewismus – Eisners Revolution in Bayern und Räterepublik – Wolfskehl, Albers, Beck – Preußentum und Sozialismus
5. Cäsar und Jesus
Jesus und Pilatus: Wahrheit und Wirklichkeit – Unterschied von Christentum und Jesusreligion – Dichterische Entwürfe – Jesus, Cäsar, Tiberius, Ahasver – Abwertung des Kaisers Augustus – Tiberius, das Problem des Postumen – Cäsar als Held des Gegenspiels der Jesus-Tragödie – Orgie des Menschenleids – Gestalten um Jesus – Nachspiel in der Grabeskirche
IV. WIDER DIE REPUBLIK
1. Der Blick auf Rußland
Zur Geschichte des Zweiten Bandes – Einige Urteile – Spengler und die russische Kultur – Scheidung Rußlands vom Abendland – Marxismus als Import – Moeller van den Bruck – Less Kaerrick – Das Doppelantlitz Rußlands und die deutschen Ostprobleme – Rapallo und der historische Horizont – Aktionsgemeinschaft der Sowjetunion und deutscher Nationalisten – Innere Umgestaltung und Zukunftsträchtigkeit Rußlands
2. Die unsichtbare Loge
Der Streit um Spengler – Pessimismus? – Hitler kopiert Mussolini – Spenglers politische Freunde – Rathenau – Helfferich, Lensch, Winnig – Reusch, Cossmann, Escherich – Pressepläne – Bruch mit Klöres
3. Sturmjahre
Ruhrbesetzung – Versailles provoziert Revanchegelüste – Cuno und der passive Widerstand – Seeckt – Konflikte zwischen dem Reich und Bayern, Sachsen und Thüringen – Der Kampfbund plant den Marsch auf Berlin – Ludendorff – Spengler gegen Stresemann – Der Hitler-Putsch und das Nachtarocken – Neubau des Deutschen Reiches – Politische Pflichten der deutschen Jugend – Der Hitler-Prozeß – Briefwechsel mit Gregor Strasser
4. Rückwendung zur Wissenschaft
Schneller Rückzug aus der Politik – Ankündigung eines neuen philosophischen Werkes – Dialog mit der gelehrten Welt – Manfred Schröter – Bergson, Klages, Spranger – Einladung nach Amerika – Das Ehepaar Quesada – Sprangers Akademie-Rede – Misch, Stier, Harnack, Dacque, Meyer
5. Urfragen
Zielpunkt Metaphysik – Spenglers Beziehung zu Elisabeth Förster-Nietzsche und zum Nietzsche-Archiv – Leo Frobenius – Paideuma – Eleonore Quesada warnt Spengler – Absage an Keyserling – Unbehagen, Italienreisen, Wohnungswechsel – Disposition zu Urfragen – Der Entwurfeiner Frühgeschichte der Menschheit
V. INNERE EMIGRATION
1. Altasien
Im Kraftfeld der Alten Geschichte – Zunehmende Beachtung des Orients – Eduard Meyer – Expansion der Archäologie – Steindorff, Zimmern, Sarre – Le Coq: Turfansammlung – Meyers Anregung zu Altasien – Atlas Antiquus – Altasien – Aufgaben und Methoden
2. Krise, Krankheit und Besinnung
Zweiter Entwurf einer Weltgeschichte – Innere Widersprüche und Spannungen – Vortragsreise ins Baltikum – Weitere Reisepläne -Jeremias, Andrae, Jordan, Haloun – Graeser, Gründel, Korherr – Bruch mit Frobenius – Gehirnblutung – Die Vision in Spiez
3. Der Mensch und die Technik
Spanienreise – Frühgeschichtliche Interessen – Veränderung des Entwurfs der Frühgeschichte – Neue Krankheit und Kur – Beginn der Weltwirtschaftskrise – Deutschland in Gefahr – Spenglers 50. Geburtstag – Eduard Meyers Tod – Vortrag und Schrift Der Mensch und die Technik
4. Jahre der Fehlentscheidung
Radikalisierung in Deutschland – Präsidialkabinette – Ein Mensch ohne Liebe – Urteile zu Der Mensch und die Technik: Stier, Neubauer, Goetze, Schlubach – Manchesterliche Plaudereien – Das krisenhafte Goethejahr 1932 – Schlubach erwartet Erfolg der Nationalsozialisten – Reichspräsidentenwahl – Fortschreiten des Kommunismus in Übersee – Ernst Jünger – Die Schwerindustrie macht ihren Frieden mit Hitler – Papen und Schleicher – Politische Schriften – Die Machtergreifung – Staatsstreich in München – Abschluß der Jahre der Entscheidung – Unterredung mit Hitler in Bayreuth
5. Vereinsamung und Tod
Jahre der Entscheidung – Zustimmung: Goerdeler, Salin, Wolfskehl – Nationalsozialistische Erwiderung: Zweiniger, Muhs, Leers – Gründerjahre der Überwindung – Graber, Schaeder – Leipziger Berufung – Omina und Flüsterwitz – Lessings Ermordung – Brief eines Berliner Juden – Freunde sterben: Quesada, Wilm – Papens Marburger Rede und der 30. Juni 1934 – Freunde kommen um: Kahr, Jung, Schmid, Strasser – Entzweiung mit Schlubach und Elisabeth Förster-Nietzsche – Zur Weltgeschichte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends – Spenglers Tod
ANHANG
Stammtafel
Zeittafel
Schriften Oswald Spenglers
Register
468 Seiten + 16 Bildseiten, Paperback
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